Das Schweizer Cannabis-Modell

Cannabis schweiz

Das Jahr 2024 stand in der Schweiz im Zeichen der Weiterentwicklung einer umfassenden Cannabisregulierung.

Die Arbeit an einem Schweizer Cannabisgesetz machte im Jahr 2024 klare Fortschritte. Die Subkommission Cannabisregulierung (SUBKO) arbeitet zusammen mit dem Bundesamt für Gesundheit an dem Gesetzesentwurf. Mit grosser Spannung erwarten wir den Vernehmlassungsprozess im kommenden Jahr. Diese Phase bietet eine historische Chance, um eine innovative und zukunftsorientierte Drogenpolitik zu gestalten.

„Es ist höchste Zeit eine Cannabispolitik zu schaffen, die sowohl den Konsumentenschutz als auch die öffentlichen Interessen wahrt. Die illegalen Strukturen müssen durch klare gesetzliche Regelungen abgelöst werden.“

Elias Galantay, Präsident IG Hanf

Erste Resultate der Schweizer Cannabis-Pilotversuche veröffentlicht

Parallel zu diesen politischen Entwicklungen wurden erste Ergebnisse der laufenden Pilotversuche zur kontrollierten Cannabisabgabe in Städten wie Lausanne, Zürich. Bern, Genf und Basel vorgestellt.[2] Die Schweiz geht bei der Hanf- und Cannabispolitik einen evidenzbasierten Weg und setzt auf wissenschaftlich begleitete Modellversuche, um die Auswirkungen einer regulierten Abgabe besser zu verstehen.

Die bisherigen Resultate sind ermutigend und zeigen, dass die regulierte Abgabe von Cannabis dazu beiträgt, einen Teil der Konsumentinnen vom Schwarzmarkt wegzuführen und ihnen Zugang zu sicheren, kontrollierten Produkten bietet. Allerdings bleibt deutlich, dass die Pilotprojekte derzeit nur einen kleinen Teil der Bevölkerung abdecken.[3] Derzeit laufen sieben Pilotversuche, welche Platz für bis zu 18.615 Teilnehmerinnen und Teilnehmer bieten.

Update Pilotversuche 2024

  • Die Studie Züri Can (Stadt ZH) zeigte die ersten Ergebnisse und die Anzahl der Teilnehmenden wurde zuletzt von 2100 auf 3000 erhöht. Zum Verkaufsbeginn wurden fünf Produkte angeboten: drei Blütenprodukte und zwei Haschprodukte mit unterschiedlichen THC-/CBD-Gehalten. Das Angebot soll zukünftig auf 13 Produkte erweitert (10 Blüten, 3 Haschisch Sorten) werden. Bisher wurden ca. 46’350 Verkäufen getätigt. Insgesamt wurden 394 kg Cannabisprodukte in 78’804 5-Gramm-Packungen verkauft.
  • Im Februar 2024 wurde der zweite Standort der Studie Grashaus Projects (Sanity Group Switzerland AG, Basel Land, bis zu 3950 Teilnehmende) eröffnet. 
  • Die Weed Care-Studie (Basel Stadt, 374 Plätze), welche ursprünglich 2.5 Jahre bis Juli 2025 dauern sollte, wird um weitere 1.5 Jahre bis Januar 2027 verlängert. Die Studie hat Ergebnisse vorgelegt, während sie weiterhin zu einem risikoärmeren Konsum forscht. Auch bei Weed Care wird die Produktpalette erweitert. Hinzu kommen zwei E-Liquids und zwei Tinkturen. Der Versuch ist ausgelastet.
  • Die Studie SCRIPT der Universität Bern ist im April 2024 gestartet. Bei SCRIPT können maximal 1091 Personen teilnehmen. Der Versuch ist gut ausgelastet.
  • Dieses Jahr ist mit Cannabis Research Zürich der bislang grösste Pilotversuch der Schweiz gestartet. Aktuell sind 3200 Teilnehmende registriert. Der Versuch bietet Platz für bis zu 7500 Teilnehmende.
  • In Lausanne (Can-L) und in Genf (La Cannabinothèque) begleiten Frank Zobel, Vizedirektor Sucht Schweiz und Ruth Dreifuss, ehemalige Bundesrätin, diese wegweisenden Initiativen, die Platz für rund 2700 Teilnehmende bieten.
  • Weitere Infos zu den Pilotversuchen sind hier zu finden: Übersicht über die bewilligten Pilotversuche

Positive mediale Resonanz

Mehrere Beiträge der SRF News und andere Medien[4] haben das Thema Cannabis Pilotversuche intensiv beleuchtet und die positiven Reaktionen der Probanden und Probandinnen der Pilotprojekte hervorgehoben. Diese schätzen den legalen Zugang zu Cannabis insbesondere, weil die Qualität der Produkte gesichert ist. Ausserdem gibt es bisher keine Vorfälle, die das Vorgehen in Frage stellen könnten. Ganz im Gegenteil: Die mediale Präsenz der Pilotversuche fördert nicht nur die öffentliche Debatte, sondern baut auch bestehende Vorurteile ab. Indem die Cannabis-Abgabe wissenschaftlich begleitet und die Teilnehmer zudem professionell betreut werden, leisten die Pilotversuche einen entscheidenden Beitrag zur gesellschaftlichen Akzeptanz.

«Damit wird weder der Konsum glorifiziert noch ein Suchtmittel verharmlost. Das Problem verlangt nach zeitgemässeren, agileren Antworten. Im besten Fall tragen die Studienergebnisse zur Entkrampfung bei, und wir gehen als Gesellschaft ein Schrittchen auf dem Weg zur überfälligen Cannabis-Legalisierung.»


Cedric Fröhlich, Kommentar zur Berner Cannabis-Studie | Der Bund

Schweizer Cannabis-Modell – Völkerrechtliche Dimension

Die Schweiz demonstriert mit ihrem Cannabis-Modell, dass eine Regulierung möglich ist, die zugleich den internationalen Drogenübereinkommen der Vereinten Nationen entspricht. Denn diese Übereinkommen lassen Raum für gesundheitsorientierte Ansätze, insbesondere in den Bereichen Prävention und Schadensminderung. Indem die Schweiz ihre bewährte Vier-Säulen-Politik – die aus Prävention, Therapie, Schadensminderung und Repression besteht – verfolgt und auf einen evidenzbasierten Ansatz setzt, schafft sie eine solide Grundlage, um ein international richtungsweisendes Modell zur Cannabisregulierung zu entwickeln.[5].

Pilotprojekte fortführen, klare Regeln für lizenzierten Cannabisverkauf schaffen

Mit den Erkenntnissen aus den Pilotversuchen und den Arbeiten der Subkommission macht die Schweiz 2025 einen weiteren bedeutenden Schritt in Richtung eines kontrollierten und sicheren Cannabismarkts. Neben den Pilotversuchen schaffen die Verantwortlichen parallel eine Rechtsgrundlage für die lizenzierte Produktion und Abgabe von Cannabis in spezialisierten Fachgeschäften.


[1] IG Hanf begrüsst neue Mitglieder der Subkommission „Cannabisregulierung“ und betont die Dringlichkeit einer raschen Regulierung – IG Hanf Schweiz

[2] Schweizer Cannabis Pilotversuche lassen aufhorchen

[3] SRF News Videos Cannabis kontrolliert und in guter Qualität verkauft – Play SRF

[4] Cannabisstudie Stadt Zürich: Stadt zieht eine positive Bilanz – News – SRF, Schweiz aktuell – La Cannabinothèque: Regulierter Zugang zu Cannabis – Play SRF, Sucht Schweiz sieht Cannabisversuche auf Kurs – Audio & Podcasts – SRF

[5] (PDF) A treaty obligation to harm reduction? Non-medical Cannabis & International Law: Compliance & Controversies [Poster, Lisbon Addictions]

Lukas Brunner
Author: Lukas Brunner