Erste Resultate der Schweizer Cannabis-Pilotversuche lassen aufhorchen

cannabis, hemp, chanvre-4688511.jpg

Die ersten Resultate aus den Cannabis-Pilotversuchen in Zürich und Basel wurden vor kurzem veröffentlicht. Fast die Hälfte der Teilnehmenden des Pilotversuches in Basel „Weed Care“ konsumiert weiterhin Cannabis aus illegalen Quellen. Im Pilotversuch in Zürich „Züri Can – Cannabis mit Verantwortung“ sind überwiegend Männer vertreten, die an mehr als vier Tagen in der Woche Cannabis konsumieren. Weitere aktuelle Erkenntnisse aus den Pilotversuchen findest du in diesem Beitrag.

Zwischenbilanz der Basler Studie «Weed Care»

Die Studie „Weed Care“ läuft seit etwas mehr als einem Jahr im Kanton Basel-Stadt. Ihr Ziel ist die Untersuchung der kontrollierten Abgabe von Cannabisprodukten. Von knapp 700 Interessierten wurden 378 Personen zur Studie zugelassen.

Die Teilnehmer können in Apotheken sechs verschiedene Cannabisprodukte aus Schweizer Bio-Produktion kaufen. Allerdings sind nur 57 Prozent der Teilnehmer mit der Produktpalette zufrieden. Mehr als die Hälfte wünscht sich zusätzliche Produkte wie Edibles, THC-Öl oder E-Liquids.

Viele Teilnehmer konsumieren weiterhin Cannabis aus illegalen Quellen, weil sie sich stärkere Produkte oder andere Konsumformen wünschen. Dieser Umstand erklärt, warum 49 Prozent der Teilnehmer neben dem Studiencannabis auch Cannabis aus illegalen Quellen konsumieren.

Trotz des Zugangs zu legalen Cannabisprodukten wurde kein Anstieg des Konsums festgestellt. Seit Januar 2023 wurden insgesamt 41 Kilogramm Cannabis verkauft. Die Teilnehmer konsumieren im Durchschnitt an etwa zwanzig Tagen im Monat, mit einer Menge von 1,2 Gramm pro Tag. Im ersten Jahr der Studie kam es zu keinen nennenswerten Zwischenfällen.

Die Studie wird vom Basler Gesundheitsdepartement, den Universitären Psychiatrischen Kliniken, den Psychiatrischen Diensten Aargau und der Universität Basel durchgeführt. Sie dauert bis Juli 2025. Die Teilnehmer werden regelmässig zu ihrem Konsumverhalten sowie ihrer körperlichen und psychischen Gesundheit befragt. Bisher haben 40 Personen die Studie abgebrochen.

Quelle: Basler Studie «Weed Care»: Teilnehmende konsumieren an 20 Tagen pro Monat (bzbasel.ch)

Erste Ergebnisse der Studie „Züri Can – Cannabis mit Verantwortung“

Die Webseite der Uni Zürich bietet einen aktuellen Überblick über den Stand und erste Ergebnisse der wissenschaftlichen Studie „Züri Can – Cannabis mit Verantwortung“. Die Analysen werden monatlich von der Forschungsgruppe Abhängigkeitserkrankungen der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich veröffentlicht.

Die Studie begann am 22. März 2023, als die ersten Personen den Aufnahmeprozess begannen. Seit dem 22. August 2023 können die Studienteilnehmer legal Studiencannabis in ihren Bezugsstellen erwerben. Gemäss der BAG-Bewilligung ist der Erwerb von Studiencannabis bis Oktober 2026 möglich.

Studienteilnehmer können bei einer von insgesamt 21 Bezugsstellen legal THC-haltige Cannabisblüten („Gras“) oder Cannabisharz („Haschisch“) kaufen. Diese Studie untersucht drei Arten von Bezugsstellen mit Interventionen zur Förderung eines risikoärmeren Cannabiskonsums: Apotheken, das Drogeninformationszentrum (DIZ) der Stadt Zürich und Cannabis Social Clubs.

Aktuell sind 1928 Personen in die Studie aufgenommen worden. Es können insgesamt 2100 Personen an der Studie teilnehmen. Die Teilnehmer sind grösstenteils männlich, und die Altersgruppe der 28- bis 32-Jährigen ist am häufigsten vertreten.

Geschlechterverteilung im Pilotversuch. Quelle: Züri Can – Aktueller Stand | Zurican | UZH

Die Mehrheit der Studienteilnehmer konsumiert Cannabis vier Mal pro Woche oder häufiger. Die Teilnahme an der Studie scheint besonders für Personen mit häufigem Konsum attraktiv zu sein, jedoch nehmen auch Personen teil, die nur wenige Male im Monat konsumieren.

Quelle: Züri Can – Aktueller Stand | Zurican | UZH

Etwa ein Viertel der Studienteilnehmer zeigte vor dem Zugang zu Studiencannabis Anzeichen einer Cannabisgebrauchsstörung. Dies wurde durch den Cannabis Use Disorder Identification Test (CUDIT) erfasst. Wie sich dieser Wert entwickelt, ist Teil der wissenschaftlichen Forschung.

Studiencannabis wird direkt bei den Produzenten von den Bezugsstellen eingekauft. Das Angebot umfasst verschiedene Produkte mit unterschiedlichen THC-/CBD-Gehalten und Genotypen. Eine Übersicht zu den Produkten ist auf der Website der Stadt Zürich zu finden.

Seit dem Start des Verkaufs wurden alle angebotenen Produkte von den Studienteilnehmenden nachgefragt, insgesamt wurden etwa 16.500 Verkäufe getätigt, bei denen ca. 140 kg Cannabis erworben wurden.

Welche Schlüsse lassen sich ziehen?

Die Pilotprojekte liefern erste wichtige Erkenntnisse für eine effiziente Bekämpfung des Schwarzmarkts. Es wird deutlich, dass eine erfolgreiche Regulierung des Cannabismarktes nur dann möglich ist, wenn die Gesetzgebung die Bedürfnisse der Konsumenten angemessen berücksichtigt.

Nicht zielführend wäre es, die Ergebnisse der ersten Versuche in drei Jahren abzuwarten und in der Zwischenzeit die Probandinnen und Probanden der Pilotversuche wieder in den Schwarzmarkt zu übergeben. Daher ist es dringend notwendig, eine dauerhafte Nachfolgelösung auf der Grundlage der bisherigen Ergebinsse zu finden.

Die Position der IG Hanf Schweiz zur Cannabisregulierung kann unter dem folgenden Link eingesehen werden: Positionspapier zur Schweizerischen Cannabisregulierung – IG Hanf Schweiz / CANNABISREGULIERUNG SCHWEIZ – Umsetzung des 10 Punkte Modells «Schützen und Kontrollieren» – IG Hanf Schweiz

Weitere Informationen zum Ablauf der Studie „Züri Can“ sowie zur Anmeldung finden sich auf der Website der Stadt Zürich „Züri Can – Cannabis mit Verantwortung“.

Website Züri Can (Stadt ZH): Züri Can – Cannabis mit Verantwortung – Stadt Zürich (stadt-zuerich.ch)

Website aktueller Stand (Uni ZH): Züri Can – Aktueller Stand | Zurican | UZH

Lukas Brunner
Author: Lukas Brunner