Stellungnahme der IG Hanf Schweiz zum SRF-Beitrag «Cannabisregulierung und ihre Folgen», Rendez-vous vom 04.04.2024

von IG Hanf Schweiz[i]

marijuana, drugs, cannabis-2766323.jpg

Im Beitrag «Cannabisregulierung und ihre Folgen» (Cannabis-Debatte – Kiffen erlaubt: Kommt das wirklich gut? – Wissen – SRF) unterstützt der Pharmakopsychologe Prof. Dr. Boris Quednow die Idee einer neuen Regulierung von Cannabis, obwohl seine Forschung darauf hinweist, dass ein häufiger Konsum von Cannabis während der Pubertät langfristige negative Folgen im späteren Leben haben kann. Eine Liberalisierung, jedoch unter strengen Regulierungen wie staatlichem Abgabemonopol, Werbeverbot und Jugendschutzmasnahmen, könnte seiner Meinung nach effektiver sein.

Den Konsum zu entkriminalisieren sei überfällig. «Wir haben gelernt, dass das prohibitive Modell nicht funktioniert. Es hält die Menschen nicht vom Konsum ab.» Zudem führe es dazu, Hilfsangebote und Prävention eher zu behindern als zu fördern.

Die IG Hanf Schweiz begrüsst die mutige Initiative von Prof. Dr. Boris Quednow für eine regulierte Cannabisabgabe ausdrücklich. Ein Fragezeichen muss bezüglich der Einschätzung zu einem staatlichen Abgabemonopol gesetzt werden.

Ein staatliches Verkaufsmonopol kann eine erfolgreiche Regulierung gefährden

Die staatliche Monopolisierung der Cannabisabgabe verhindert den Wettbewerb und erhöht den Verwaltungsaufwand drastisch. Monopole könnten ineffiziente Verwaltungsstrukturen mit sich bringen und die Vielfalt sowie die Qualität der angebotenen Produkte einschränken. Dadurch besteht die Gefahr, dass die Produkte von den Konsumenten und Konsumentinnen nicht angenommen werden und sich dem Schwarzmarkt zuwenden. [1]

Die IG Hanf Schweiz vertritt die Ansicht, dass ein staatliches Monopol bei der Cannabisabgabe nicht im Interesse einer funktionierenden Regulierung ist. Wir setzen uns für einen regulierten Markt mit privaten Anbietern ein. Der Staat soll Lizenzen an spezialisierte Fachgeschäfte mit geschultem Personal vergeben und die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben streng kontrollieren. So kann der Schwarzmarkt am effektivsten eingedämmt und damit der Jugendschutz gewährleistet werden.

Die IG Hanf Schweiz setzt sich zudem für die Unterstützung von privaten Anbauvereinigungen ein. Solche Vereinigungen können einen wichtigen Beitrag zur Vielfalt und sozialen Verantwortung in der Cannabisindustrie leisten. Sie ermöglichen es kleinen und gemeinnützigen Organisationen sowie lokalen Gemeinschaften, an diesem regulierten Markt teilzunehmen und davon zu profitieren. Durch die Förderung solcher Initiativen können wir eine nachhaltige Cannabiswirtschaft ohne Monopolcharakter fördern.

Uferlose Bürokratie verhindern

Ein Staatsmonopol für den Verkauf von Cannabis als Genussmittel würde einen erheblichen administrativen Aufwand verursachen. Logistik, Administration und Buchhaltung des Cannabishandels, aber auch Aus- und Weiterbildung des Verkaufspersonals würden zu einer staatlichen Aufgabe. Das scheint weder zielführend noch effizient.

Probleme bei der Eindämmung des Schwarzmarktes am Beispiel von Quebec

Überregulierung und fehlende Rentabilität sind nur einige Schwachstellen des Regulierungsmodells im kanadischen Quebec.[2] Das Staatsmonopol beim Verkauf von Cannabis hat teilweise zu einer begrenzten Auswahl an Produkten geführt, wodurch sich die Konsumierenden tendenziell eher dem Schwarzmarkt zugewendet haben. Die offenkundige Monopolbildung im Rahmen der Abgabe über die SQDC[3] begünstigt einzig Grossunternehmen und hat zu einem erheblichen Konkursvolumen geführt.

Wenn die Schweiz aus den Erfahrungen Quebecs mit einem staatlichen Monopol lernt und diese mit den liberaleren Ansätzen in anderen kanadischen Provinzen vergleicht, wird sich die Erkenntnis durchsetzen, dass eine Abgabe in staatlichen Verkaufsstellen nicht als Erfolgsrezept angesehen werden kann.[ii]

Essentiell für eine erfolgreiche Cannabisregulierung sind

  • Förderung von fairem Wettbewerb unter den Marktteilnehmenden
  • Keine Monopole
  • Schutz der Bevölkerung durch Werbeeinschränkungen und andere Massnahmen
  • Transparente und effiziente Vergabeverfahren für Lizenzen und Bewilligungen
  • Verhindern einer Unter- oder Überproduktion durch einen regulierten Markt
  • Eine ausgewogene Regulierung zur Minimierung der sozialen und gesundheitlichen Schäden.[iii]
  • Die Förderung von Prävention und Aufklärung, um ein risikoreiches Konsumverhalten zu vermeiden.
  • Eine Regulierung, die den Konsum nicht anregt, sondern einen kontrollierten Markt mit minimalen Risiken schafft.

Pressekontakt

Dr. rer. nat. Claudia Zieres-Nauth

politik@ighanf.ch / +41 (0)76 541 04 20

Weitere Informationen


[1] Höhere Preise und Unannehmlichkeiten bei legalen Quellen sind häufige Hindernisse für den Kauf von legalem Cannabis. Vgl. Reasons for Purchasing Cannabis From Illegal Sources in Legal Markets: Findings Among Cannabis Consumers in Canada and U.S. States, 2019-2020 – PubMed (nih.gov)

[2] SQDC sells $40M in cannabis so far, but not yet profitable | CBC News

[3] https://www.sqdc.ca/en-CA/


[i] Die IG Hanf Schweiz ist der Branchenverband der Schweizer Cannabisindustrie und setzt sich aktiv dafür ein, dass die Arbeiten an dem Gesetzesvorschlag zur Cannabisregulierung bestmöglich voranschreiten können. Wir sind zuversichtlich, dass die Schweiz durch eine zeitnahe Cannabisregulierung sowohl gesellschaftlich als auch wirtschaftlich profitieren wird. Weitere Informationen sind auf der Website der IG Hanf Schweiz zu finden .

[ii]

Tabelle Point of sale

[iii]

Modell Sucht und Prävention
Lukas Brunner
Author: Lukas Brunner