Eine aktuelle Studie aus der Schweiz liefert deutliche Hinweise: Legaler Zugang zu Cannabis kann den problematischen Drogenkonsum verringern. Die Ergebnisse stammen aus der Weedcare-Studie, durchgeführt von der Universität Basel in Kooperation mit den Psychiatrischen Diensten Aargau. Veröffentlicht wurde sie in der renommierten Fachzeitschrift Addiction.
Kontrollierte Schweizer Studie zum Cannabiskonsum
Die Basler Studie ist die erste kontrollierte, randomisierte Untersuchung in der Schweiz, die die Auswirkungen von legalem gegenüber illegalem Cannabiskonsum vergleicht. Rund 370 Teilnehmende wurden über sechs Monate hinweg beobachtet.
- Die Testgruppe durfte Cannabis legal in Apotheken beziehen.
- Die Kontrollgruppe blieb beim Bezug über den Schwarzmarkt.
In regelmässigen Abständen gaben die Teilnehmenden Auskunft über ihren Konsum und ihre psychische Verfassung.
Weniger problematischer Konsum durch legalen Zugang
Die Studie liefert eine zentrale Erkenntnis: Legaler Zugang entlastet, schützt und ermöglicht risikobewussteren Konsum. Der legale Erwerb von Cannabis führte nicht zu einer Zunahme von Angststörungen oder Depressionen. Im Gegenteil: Der problematische Konsum ging zurück – insbesondere bei Mischkonsumenten, also Personen, die gleichzeitig andere psychoaktive Substanzen konsumieren.
In den ersten zwei Studienjahren wurden insgesamt 87 kg Cannabis verkauft und dem illegalen Markt konnten rund 900’000 Franken entzogen werden. Ein Drittel davon waren Produkte mit einem THC-Gehalt von weniger als 13 Prozent. Trotz legaler Verfügbarkeit haben weder die Konsumtage noch die Konsummenge zugenommen.
35 (von aktuell rund 300) Teilnehmende haben aktiv den Kontakt mit dem Studienarzt gesucht, um sich zu ihrem Konsum beraten zu lassen. Die Studie zeigt zudem positive Auswirkungen auf die psychische Gesundheit der Teilnehmenden. Mögliche Gründe dafür sind der Wegfall der Illegalität, das Vertrauen in sichere Produkte und eine bessere Kontrolle des Konsums durch klare THC-Angaben.
Was ist problematischer Konsum?
Als problematisch gilt ein Konsum, wenn er zu gesundheitlichen, psychischen oder sozialen Problemen führt oder bestehende Schwierigkeiten verschärft. Laut der Studie scheint dieser Risikokonsum unter legalen Rahmenbedingungen zurückzugehen, was auf eine präventive Wirkung der Regulierung hindeutet.
Frühere Einschätzungen bestätigt
Die Ergebnisse stützen frühere Beobachtungen, die bereits im April 2024 vom IG Hanf Schweiz veröffentlicht wurden:
➡️ „Erste Resultate der Schweizer Cannabis-Pilotversuche lassen aufhorchen“
Schon damals wurde hervorgehoben, dass legale Cannabis-Abgabestellen nicht nur die Produktsicherheit erhöhen, sondern auch zur Entstigmatisierung, besseren Aufklärung und Selbstreflexion beitragen. Die jetzt vorliegenden wissenschaftlichen Daten bestätigen diese Einschätzung eindrucksvoll.
Wichtiger Schritt hin zu evidenzbasierter Drogenpolitik
Die Weedcare-Studie liefert eine solide Grundlage für die politische Debatte um die Legalisierung von Cannabis in der Schweiz und Europa. Studienleiterin Lavinia Baltes-Flückiger betont: Dies sei die erste Studie, die unter realen Bedingungen einen systematischen Vergleich von legalem und illegalem Cannabiskonsum ermöglicht.
Fazit: Legalisierung wirkt – besonders bei Risikogruppen
Die Studienergebnisse zeigen: Eine regulierte Cannabisabgabe kann problematischen Konsum effektiv reduzieren – vor allem bei jenen, die ohnehin zu einem risikobehafteten Mischkonsum neigen. Gleichzeitig bietet sie Chancen zur Früherkennung psychischer Belastungen und kann langfristig zur öffentlichen Gesundheit beitragen.
Weitere Informationen zur Studie finden Sie beim Informationsdienst Wissenschaft (idw).