Seit März 2023 läuft in Zürich eines der spannendsten Gesundheits- und Gesellschaftsprojekte der Schweiz: „Züri Can – Cannabis mit Verantwortung“, eine gemeinsame Studie der Universität Zürich (UZH) und der Stadt Zürich. Das Ziel ist, herauszufinden, wie sich eine regulierte Abgabe von Cannabis auf Konsumverhalten, Gesundheit und den Schwarzmarkt auswirkt.
Die Pilotstudie, bewilligt vom Bundesamt für Gesundheit (BAG), ist Teil der nationalen Bestrebungen, mehr wissenschaftliche Grundlagen für eine mögliche Cannabisregulierung zu schaffen. Nach über zwei Jahren zieht Zürich nun eine erste Zwischenbilanz und die fällt deutlich positiv aus.
Ein Projekt mit wachsender Beteiligung
Laut der offiziellen Projektseite der Universität Zürich (zurican.uzh.ch) nehmen aktuell 2’357 Personen an der Studie teil. Damit ist „Züri Can“ das grösste Schweizer Cannabis-Pilotprojekt. Seit August 2023 können die Teilnehmenden THC-haltige Produkte legal in insgesamt 21 Verkaufsstellen erwerben, darunter Apotheken, das Drogeninformationszentrum der Stadt Zürich und verschiedene Social Clubs.
Der Zugang ist auf Personen beschränkt, die bereits Cannabis konsumieren und in Zürich wohnen. Alle Produkte stammen aus kontrolliertem Anbau, enthalten klar deklarierte THC- und CBD-Gehalte und werden regelmässig auf Schadstoffe geprüft. Ziel ist es, Konsumierende zu entlasten, ihnen aber gleichzeitig sichere, transparente Rahmenbedingungen zu bieten.
Im Herbst 2025 wurden laut UZH bereits rund 749 Kilogramm Cannabisprodukte verkauft. Das entspricht etwa 88’000 einzelnen Verkäufen. Diese Zahlen zeigen, dass regulierte Strukturen in kurzer Zeit etabliert und von Konsumierenden angenommen wurden.
Positive gesundheitliche und soziale Ergebnisse
Auch gesundheitlich fällt die Zwischenbilanz ermutigend aus. Laut dem von SRF veröffentlichten Bericht zur Studie (srf.ch) zeigt sich, dass der psychische Zustand der Teilnehmenden stabil ist. Es gibt keine Hinweise auf eine Zunahme von Problemen wie Schlafstörungen, Angst oder depressiven Symptomen.
Die Forschenden der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich (PUK) beobachten zudem, dass der Konsum unter regulierten Bedingungen nicht zunimmt. Vielmehr bleiben die Mengen konstant, ein Hinweis darauf, dass legale Bezugsquellen nicht automatisch zu Mehrkonsum führen.
Ein weiterer bemerkenswerter Effekt betrifft den Schwarzmarkt. Seit Beginn des Projekts wurde nach Angaben der Stadt Zürich ein geschätztes Volumen von über 7,5 Millionen Franken aus illegalen Handelsstrukturen in den legalen Verkauf überführt. Damit erfüllt das Projekt eine seiner zentralen Zielsetzungen: den Schwarzmarkt zu schwächen und sichere, kontrollierte Alternativen zu schaffen.
Ein Modell für verantwortungsvolle Regulierung
Die Ergebnisse aus Zürich zeigen eindrücklich, dass eine wissenschaftlich begleitete Regulierung möglich ist ohne die befürchteten negativen Folgen. Die Teilnehmenden profitieren von geprüften Produkten, klaren Regeln und kompetenter Beratung. Gleichzeitig gewinnt die Forschung wertvolle Daten zu Konsummustern, Gesundheitsrisiken und den gesellschaftlichen Auswirkungen einer kontrollierten Abgabe.
Die Stadt Zürich hat inzwischen beantragt, das Projekt bis 2028 zu verlängern. Die zusätzlichen Jahre sollen helfen, Langzeiteffekte genauer zu erfassen und eine solide Grundlage für zukünftige politische Entscheidungen zu schaffen.
Fazit
Zwei Jahre nach dem Start zieht Zürich eine positive Bilanz: Regulierte Abgabe kann funktionieren, wenn sie durchdacht, begleitet und konsequent überwacht wird. „Züri Can“ zeigt, dass Cannabispolitik nicht nur aus Verbot und Strafverfolgung bestehen muss, sondern auch aus Verantwortung, Forschung und Vertrauen. Die Schweiz erhält damit ein realistisches Modell, wie ein moderner, gesundheitlich orientierter Umgang mit Cannabis aussehen kann.
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