Position IG Hanf Schweiz zu Verkaufsstellen und deren Organisationsform

Position IG Hanf Schweiz zu Verkaufsstellen und deren Organisationsform

In Kürze

  • Bei den Verkaufsstellen plädiert die IG Hanf für einen marktorientierten Ansatz, der sowohl ökonomische als auch gesundheitspolitische Ziele miteinander verbindet.
  • Um den Schwarzmarkt zu verdrängen und die Vielfalt der Angebote zu sichern, ist ein funktionierender Markt entscheidend.
  • Für die Wahrnehmung gesellschaftlicher Verantwortung und eine finanzielle Stabilität der Branche ist eine Gewinnerwirtschaftung grundlegende Voraussetzung.


Ein marktorientierter Ansatz als Schlüssel zur Regulierung

Die IG Hanf lehnt staatliche und nicht-staatliche Verkaufsmonopole und Verkaufsoligopole sowohl auf Kantons- als auch auf Bundesebene ab. Ein funktionierender Markt ist entscheidend, um den Schwarzmarkt zu verdrängen und die Vielfalt der Angebote zu sichern.

Eine Schlüsselrolle für eine erfolgreiche Regulierung spielen Verkaufsstellen, die unter strenger Regulierung operieren und gleichzeitig profitabel wirtschaften können. Bei den Verkaufsstellen plädiert die IG Hanf für einen marktorientierten Ansatz, der sowohl ökonomische als auch gesundheitspolitische Ziele miteinander verbindet. Nur so können Jugendschutz, Qualitätsstandards und die Verdrängung des Schwarzmarktes effektiv realisiert werden.​

Staatliche Abgabestellen

Staatliche Cannabis-Verkaufsstellen gehören nicht zu den Kernaufgaben des Schweizer Bundesstaats. Sie verursachen einen erheblichen administrativen Aufwand für Logistik, Buchhaltung sowie für Aus- und Weiterbildung des Verkaufspersonals. Das ist weder zielführend noch effizient. Einschränkungen der Verkaufsförderung können auch in einem marktwirtschaftlichen Modell ohne weiteres durchgesetzt werden.

Ein staatliches Monopol für den Verkauf von Cannabis, wie es z.B. in Quebec umgesetzt wurde, hat zu einer eingeschränkten Produktvielfalt geführt, was Konsumierende eher dazu veranlasst, auf den Schwarzmarkt auszuweichen.[1] Zusätzlich erschweren Überregulierung und mangelnde Rentabilität die Situation. Die Monopolstruktur der SQDC fördert vor allem Grossunternehmen und hat eine hohe Zahl von Insolvenzen zur Folge. Ein solches Szenario gilt es in der Schweiz zu verhindern.

Lizenzierte private Fachgeschäfte

Zentrale Akteure für eine erfolgreiche Regulierung sind private lizenzierte Fachgeschäfte, die unter strengen staatlichen Auflagen agieren. Diese Verkaufsstellen vereinen eine professionelle Beratung durch qualifiziertes Personal sowie die Gewährleistung von Qualitätsstandards mit einem klaren Fokus auf den Jugend- und Gesundheitsschutz.

Das Personal solcher Verkaufsstellen soll obligatorische Schulungen durchlaufen, um sicherzustellen, dass Alterskontrollen, Aufklärung, Produktlagerung und weitere Anforderungen eingehalten werden. Mit unangekündigten Audits wird die Einhaltung von Auflagen sichergestellt. Die laufenden Pilotprojekte erbringen den Tatbeweis, dass Personalschulungen die gewünschte Wirkung entfalten. Das Schulungsprogramm soll standardisiert flächendeckend und obligatorisch eingeführt und umgesetzt werden.

Nicht gewinnorientierte Abgabestellen

Wenn aus gesundheitspolitscher Perspektive eine enge Regulierung des Cannabismarktes angestrebt wird, ist es nicht zielführend die Wirtschaftsfreiheit von Verkaufsstellen über die notwendigen Restriktionen in den Bereichen Marketing und Verkaufsförderung hinaus einzuschränken und Gewinne pauschal zu verbieten. Neben dem Schutz der Individuen und der Gesellschaft vor den negativen Folgen des Konsums, Anbaus und Handels von Cannabis betrifft eine Regulierung von Cannabis weitere gesellschaftspolitisch bedeutsame Fragestellungen, die vom Gesetzgeber berücksichtigt werden sollen: nämlich das Verhältnis des Staates zu seinen Bürgerinnen und Bürgern, zu deren Eigenverantwortung und Autonomie als Mitglieder einer Gemeinschaft. Im Einklang mit dem liberalen Staatsverständnis der Schweiz bedeutet dies, dass künftig ein Umgang mit Genussmitteln gefunden werden muss, der mögliche (Gesundheits-)Kosten für Betroffene und die Gesellschaft möglichst minimiert, jedoch auch die Freiheit des Einzelnen nicht über Gebühr einschränkt.

Apotheken (medizinische Anwendungen)

Die IG Hanf erachtet Apotheken nicht als geeignete Abgabestellen in einem regulierten Schweizer Markt. Damit die Rolle der Apotheken klar definiert bleibt, sollen sie ausschliesslich medizinische Cannabisprodukte absetzen, sodass eine Verknüpfung mit dem Freizeitmarkt nicht stattfindet.

Cannabis Clubs

Die IG Hanf Schweiz setzt sich für die Unterstützung von privaten Anbauvereinigungen ein. Solche Vereinigungen können einen wichtigen Beitrag zur Vielfalt und sozialen Verantwortung in der Cannabisbranche leisten. Sie ermöglichen es kleinen und gemeinnützigen Organisationen sowie lokalen Gemeinschaften, an diesem regulierten Markt teilzunehmen und davon zu profitieren. Durch die Förderung solcher Initiativen können wir eine nachhaltige Cannabiswirtschaft ohne Monopolcharakter fördern.


[1] Höhere Preise und Unannehmlichkeiten bei legalen Quellen sind häufige Hindernisse für den Kauf von legalem Cannabis. Vgl. Reasons for Purchasing Cannabis From Illegal Sources in Legal Markets: Findings Among Cannabis Consumers in Canada and U.S. States, 2019-2020 – PubMed (nih.gov)