IG Hanf Zeit – Das Update für die Cannabisbranche – 06/2025

IG Hanf Zeit – Das Update für die Cannabisbranche – 06/2025

Wir freuen uns, euch mit dieser Ausgabe auf den neuesten Stand rund um Regulierung und gesellschaftliche Entwicklungen zum Thema Hanf zu bringen.

Inhalt

  1. Beschlüsse der SGK-N – Jetzt braucht’s Mut
  2. Lausanne prägt die nationale Cannabis-Regelung
  3. Cannabis im Wallis: Blockade statt Fortschritt
  4. Cannabis in Tschechien: Gesetzeslage und Entwicklungen
  5. Legaler Hanf in Gefahr? Die Schweiz muss Vorbild sein
  6. Medien Schweiz
  7. Medien EU / international
  8. Studien
  9. Buchtipp: 101 Gründe, Cannabis zu lieben
  10. Substanz-Warnungen

1.  Beschlüsse der SGK-N – Jetzt braucht’s Mut bei der Cannabis-Regulierung!

Die Gesundheitskommission des Nationalrates (SGK-N) hat am Freitag, 4. Juli 2025, den Vorentwurf und den erläuternden Bericht in Umsetzung der parlamentarischen Initiative Siegenthaler, Regulierung des Cannabismarktes für einen besseren Jugend- und Konsumentenschutz (20.473), in die Vernehmlassung verabschiedet. Die Vernehmlassung wird Ende August eröffnet. Zudem hat die Kommission die Verlängerung der Initiative um zwei Jahre beantragt, damit die Arbeiten am Gesetzt voranschreiten können.

Die Schweiz hat nun die Chance, eine sachgerechte Regulierung mit Fokus auf Jugend- und Konsumentenschutz umzusetzen. Die Vernehmlassung wird zeigen, wie die Bevölkerung zur kontrollierten Abgabe steht und ob der Wille besteht, Verantwortung für eine zeitgemässe Drogenpolitik zu übernehmen.

2.  Lausanne prägt die nationale Cannabis-Regelung

Das Pilotprojekt Cann-L in Lausanne testet seit 18 Monaten den regulierten Verkauf von Cannabis. Aktuell nehmen rund 1’500 Personen daran teil. Zwei Drittel der Teilnehmenden kaufen kaum noch auf dem Schwarzmarkt. Laut Projektleitung wurden im ersten Jahr rund eine Million Franken Umsatz vom illegalen Markt abgezogen, Tendenz steigend. Der Konsum blieb stabil, während häufiger zu Produkten mit geringerem THC-Gehalt gegriffen wird.

Mehrere Kernelemente aus dem Projekt sind bereits in den Entwurf des neuen Bundesgesetzes eingeflossen. Dazu gehören ein Verkaufsverbot mit Gewinnabsicht, ein Werbeverbot sowie neutrale, markenfreie Produktverpackungen. Die Verantwortung für die Verkaufsorganisation liegt bei den Kantonen, die sie selbst übernehmen oder an Dritte vergeben können.

3.  Cannabis im Wallis: Blockade statt Fortschritt

Mehrere Schweizer Kantone ermöglichen erfolgreich Pilotprojekte zur regulierten Abgabe von Cannabis. Im Gegensatz dazu blockieren die Walliser Sicherheitsbehörden entsprechende Versuche und das, obwohl sich fast zwei Drittel der Bevölkerung im Kanton Wallis klar für solche Pilotprojekte ausgesprochen haben. Diese ablehnende Haltung steht nicht nur im Widerspruch zum Mehrheitswillen, sondern behindert auch die dringend notwendige wissenschaftliche Forschung. In Städten wie Zürich, Basel und Lausanne zeigen gut etablierte Projekte bereits, dass eine kontrollierte Abgabe sinnvoll und praktikabel ist.

4.  Cannabis in Tschechien: Gesetzeslage und Entwicklungen

Im Juli 2025 hat der tschechische Präsident ein neues Gesetz unterzeichnet, das den privaten Umgang mit Cannabis deutlich liberalisiert. Es tritt am 1. Januar 2026 in Kraft und markiert einen wichtigen Schritt in Richtung Entkriminalisierung und Regulierung.

Künftig ist der Besitz von bis zu 100 Gramm Cannabis im privaten Raum und 25 Gramm im öffentlichen Raum legal. Auch der Eigenanbau wird erlaubt. Bis zu drei Pflanzen pro Person dürfen künftig straffrei kultiviert werden. Bei leichtem Überschreiten dieser Mengen handelt es sich nur noch um Ordnungswidrigkeiten, nicht mehr um Straftaten. Der Verkauf von THC-haltigem Cannabis bleibt jedoch weiterhin verboten. Ziel der Reform ist es, das Justizsystem zu entlasten und sich auf schwerwiegendere Drogenvergehen zu konzentrieren.

Neu geregelt ist zudem der Verkauf von Cannabisprodukten mit einem THC-Gehalt unter 1 Prozent. Diese gelten nicht als Tabakwaren, sondern als sogenannte technische Hanfprodukte und unterliegen dem neuen Gesetz über psychomodulierende Substanzen (Psychomodulatory Substances Act). Der Verkauf ist ausschliesslich in lizenzierten Fachgeschäften erlaubt. Automaten, Supermärkte oder reine Onlineshops sind nicht zugelassen. Käuferinnen und Käufer müssen mindestens 18 Jahre alt sein. Die Produkte müssen klar gekennzeichnet, laborgeprüft und mit Warnhinweisen versehen sein.

Mit diesen Reformen gehört Tschechien zu den liberalsten Ländern Europas im Umgang mit Cannabis, zusammen mit Malta, Luxemburg und Deutschland.

5.  Legaler Hanf in Gefahr? Die Schweiz muss Vorbild sein

Die EU-Drogenagentur warnt im aktuellen „Drug Report 2025“ vor neuartigen, halbsynthetischen Cannabinoiden wie HHC, die aus legalem CBD hergestellt werden. Diese Substanzen haben in vielen EU-Ländern zu Vergiftungen geführt und würden zunehmend missbräuchlich genutzt. Besonders kritisch: Die Behörde stellt zur Diskussion, ob CBD künftig als Ausgangsstoff („Precursor“) klassifiziert werden soll, was auch für die legale CBD-Branche gravierende Folgen hätte.

Aus Sicht der IG Hanf Schweiz ist die Warnung ernst zu nehmen. Die Branche sollte sich klar von psychoaktiven Derivaten distanzieren und durch freiwillige Standards, klare Deklarationen und hohe Qualität Vertrauen schaffen. Die Schweiz hat jetzt die Chance, sich als verantwortungsvoller Modellmarkt für nicht-psychoaktive Hanfprodukte zu positionieren.

6.  Medien Schweiz

7.   Medien EU / international

7.1 Deutschland

CBD und Nutzhanf: Krautinvest berichtete am 25. Juni 2025 über ein altbekanntes Problem: Viele CBD-Blüten auf dem Markt in Deutschland und der EU sind chemisch „gewaschen“, um künstlich unter 0,3 % THC zu liegen. Oft mit riskanten Lösungsmitteln und ohne klare Kennzeichnung. Natürliche, hochwertige Sorten schaffen diesen Wert kaum, weshalb manipulierte Produkte überwiegen. Das ist nicht nur ein Risiko für Verbraucher und Verbraucherinnen, sondern auch ein Problem für ehrliche Anbieter. Eine Anhebung der THC-Grenze auf 1 %, wie in der Schweiz, würde natürliche CBD-Blüten ohne Chemie ermöglichen und für mehr Transparenz sorgen.

Medizinische Regulierung: Die CDU-Abgeordnete Nina Warken plant eine gesetzliche Verschärfung beim Zugang zu medizinischem Cannabis in Deutschland. Künftig sollen Rezepte nur noch nach persönlichem Arztkontakt ausgestellt und Cannabis ausschliesslich in Vor-Ort-Apotheken abgegeben werden. Telemedizinische Verschreibungen und Versandhandel sollen untersagt werden.

Weitere Artikel aus Deutschland:

7.2 Österreich

Ab dem 21. Juli 2025 dürfen Trafiken in Österreich CBD-Hanfblüten mit weniger als 0,3 Prozent THC verkaufen. Ein Urteil des Verwaltungsgerichtshofs hat diese Produkte dem Tabaksteuergesetz unterstellt. Bisher durften sie nur in spezialisierten CBD- und Hanfshops angeboten werden.

Der Österreichische Cannabis-Bundesverband (ÖCB) kritisiert die Entscheidung scharf und befürchtet erhebliche Umsatzeinbussen für bestehende Fachgeschäfte. Er prüft rechtliche Schritte und spricht von einer Enteignung durch das Finanzministerium. Seit Ende Juni laufen Gespräche zwischen dem Verband und dem Ministerium, weitere Verhandlungsrunden sind für August geplant.

Trafiken bereiten sich bereits auf den Verkauf vor. Erste Grosshandelsbewilligungen wurden erteilt, Mitarbeitende geschult. Der Verkauf unterliegt den gleichen Regeln wie bei Tabak: Preisbindung, Jugendschutz, spezielle Verpackungsvorgaben. Ein Onlinehandel ist nicht erlaubt.

Der Staat erwartet durch die neue Regelung Mehreinnahmen von bis zu 15 Millionen Euro pro Jahr.

7.3 USA

Die USA versuchen, eine Gesetzeslücke zu schliessen, die seit der Legalisierung von Hanf 2018 besteht: Produkte mit psychoaktivem THC aus Hanf (z. B. Delta‑8) sind legal, obwohl sie berauschend wirken. Ein neuer Bundesvorschlag will nun auch diese Substanzen verbieten. Währenddessen regulieren oder verbieten immer mehr Bundesstaaten solche Produkte auf eigene Faust. Gerichte unterstützen dieses Vorgehen und bestätigen: Staaten dürfen strengere Regeln aufstellen. Ein landesweites Verbot wird immer wahrscheinlicher.

Meta hat in den USA seine Moderationsrichtlinien überarbeitet. Cannabis-Inhalte bleiben zwar offiziell eingeschränkt, doch die Änderungen eröffnen neue Interpretationsspielräume. Branchenbeobachter sehen darin ein erstes Signal für künftige Lockerungen, zumal der globale Markt für legales Cannabis weiter wächst.

In New York konsumieren 14,7 % der Erwachsenen Cannabis, rund 8 % gelegentlich und 6,7 % täglich oder fast täglich. Die häufigste Konsumform ist das Rauchen (61,9 %), gefolgt von Edibles (18,1 %) und Vaping (16,5 %). Über die Hälfte der Nutzer konsumiert ausschliesslich aus nicht-medizinischen Gründen, während 30,5 % Cannabis sowohl medizinisch als auch privat nutzen. Der Konsum ist besonders verbreitet unter LGBTQIA+-Personen, Menschen mit psychischer Belastung sowie bei Rauchern und stark trinkenden Personen.

7.4 Thailand

Thailand vollzieht erneut einen Kurswechsel in der Cannabispolitik: Nachdem das Land 2022 als erstes in Asien Cannabis legalisiert hatte, plant die Regierung nun die erneute Kriminalisierung des Freizeitkonsums. Künftig sollen Cannabisblüten wieder als kontrollierte Substanz gelten. Erlaubt ist nur noch die medizinische Nutzung auf Rezept. Der Verkauf über Automaten, Online-Shops oder in der Nähe von Schulen, Tempeln oder Parks wird verboten. Hintergrund ist ein Regierungswechsel: Die neue Führung unter der Pheu-Thai-Partei will den unregulierten Boom der letzten Jahre eindämmen.

8.   Studien

9.   Buchtipp: 101 Gründe, Cannabis zu lieben

„101 Gründe, Cannabis zu lieben“ ist ein farbig illustriertes, unterhaltsam geschriebenes und zugleich fundiertes Buch von Michael Carus und Dr. Franjo Grotenhermen, das in 101 kurzen Kapiteln die vielseitige Welt von Cannabis beleuchtet. Von medizinischen Wirkungen über historische Hintergründe bis hin zu kulturellen und gesellschaftlichen Aspekten bietet das Buch einen kompakten, sachlich fundierten und zugleich zugänglichen Überblick über die Pflanze und ihre Bedeutung. Es eignet sich für Neugierige, Konsumierende, Fachpersonen und alle, die sich mit der Legalisierungsdebatte befassen. IG Hanf-Mitglieder erhalten das Buch zu einem vergünstigten Preis, der entsprechende Rabattcode ist auf Anfrage erhältlich.

10. Substanz-Warnungen

Bei einer Haschischprobe aus Basel wurde das synthetische Cannabinoid ADB-5f-BUTINACA nachgewiesen. Diese Substanz ist deutlich potenter und gefährlicher als natürliches THC und kaum erforscht. Bereits kleinste Mengen können zu schweren Nebenwirkungen wie Ohnmacht, Krampfanfällen, Verwirrtheit, akuten Psychosen und sogar lebensbedrohlichen Zuständen führen.

Besonders problematisch ist die ungleichmässige Verteilung im Haschisch: Einzelne Partien können stark überdosiert sein, was das Risiko einer unbeabsichtigten Überdosierung massiv erhöht.