
Weiterer Angriffauf CBD-Hanfproduzenten
Vergällt, also mit zusätzlichen Geschmacksstoffen ungeniessbar gemacht, werden in der Regel gefährliche Substanzen wie zum Beispiel Putzmittel. Damit will die Anmeldestelle für Chemikalien des Bundes erwirken, dass die hoch konzentrierten CBD-Öle nicht mehr missbräuchlich oral eingenommen werden. Diese sind als Lebensmittel nicht zulässig und werden als Chemikalien vermarktet; mit dem entsprechenden Hinweis auf der Packung, sie nicht einzunehmen.
Unverhältnismässige Bestimmungen
Benjamin Foro, CEO des Walliser Hanfunternehmens B-Chill, kann da nur den Kopf schütteln: «Um von CBD-Öl, das weniger als 1 Prozent THC enthält, high zu werden, müsste man davon literweise trinken. Was nur schon angesichts des Preises völlig unrealistisch ist.» Der jüngste Vorstoss der Behörden sei ebenso unsinnig wie die zuvor aufgestellte Behauptung des VKCS, Hanftees mit mehr als den zulässigen 0,00 002 Prozent THC seien nicht sicher. Gleichzeitig gelte für den VKCS Raucherware mit weniger als 1 Prozent THC als sicher. Der Branchenverband der Schweizer Cannabisindustrie IG Hanf fühlt sich von den Behörden im Stich gelassen. Vizepräsident Thomas Bär sagt: «Die steigende Nachfrage nach CBD-Produkten kann in der Schweiz wegen der unklaren und komplexen Regulierung nur äusserst schwierig befriedigt werden. Nachdem die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bereits mehrfach bestätigte, dass von CBD keine signifikanten Gefahren oder Nebenwirkungen ausgehen, versteht die neuste Massnahme des Bundes kaum jemand in der Branche.»
Und noch weniger die Konsumenten, zumal gemäss dem Kenntnisstand der IG Hanf kein einziger Fall bekannt sei, bei welchem nach einer oralen Einnahme von CBD-Duftöl eine gesundheitliche Beeinträchtigung in irgendeiner Form aufgetaucht wäre. Vielmehr würden sich, gemäss unzähligen Berichten, die Konsumenten über Linderungen von verschiedenen gängigen gesundheitlichen Volksgebrechen wie etwa Schlafstörungen erfreuen. Dies habe sich offensichtlich in der Bevölkerung herumgesprochen und zu einem regelrechten Boom geführt,
welchem das Bundesamt für Gesundheit (BAG) einen Riegel zu schieben versuche.
Im Widerspruch zur Vollzugshilfe des Bundes
Als besonders stossend erachtet die IG Hanf, dass mit dem Erlass des Bundes betreffend die Vergällung von CBD-Ölen einem Produkt die Legitimation entzogen wird, dem zuvor durch alle zuständigen Bundesämter in der Vollzugshilfe CBD seit 2017 die Zulässigkeit bescheinigt
wurde.
So steht in der aktuellsten Version dieser Vollzugshilfe unter anderem: «…können CBD-haltige Produkte wie zum Beispiel Duftöle durchaus unter den Bestimmungen des Chemikalienrechts legal in Verkehr gebracht werden.»
Mit dem grünen Licht der Behörden ist in der Schweiz in den letzten fünf Jahren eine aufstrebende Branche entstanden. Hunderte, wenn nicht Tausende von Arbeitsplätzen wurden geschaffen, die nun in akuter Gefahr sind.
Wie sieht das im Wallis bei B-Chill aus? Foro: «Auch wir führen in unserem Sortiment CBD-Öle. Diese müssen wir nun innert sechs Monaten vom Markt nehmen oder vergällen. Wir haben noch nicht entschieden, ob wir die Öle vergällen oder aus dem Sortiment nehmen werden.» Zusammen mit B-Chill seien im Wallis etwa 15 KMU von dieser Massnahme betroffen, und noch viele mehr im Rest der Schweiz. Manche von diesen KMU hätten grosse Summen in Infrastrukturen investiert, um hochwertige Öle herzustellen.
Politische Vorstösse in Richtung Regulierung
Während man in der Schweiz noch um ein paar Mikrogramm (1 millionstel Gramm) THC in CBD-Hanfprodukten debattiert, ist der THC-Konsum in vielen Ländern längst legalisiert. Die IG Hanf hofft, dass endlich auch in der Schweiz Bewegung in die Abklärung einer umfassenden Cannabisregulierung kommt. Am 16. Juni 2021 hat der Ständerat mit 30 zu 6 Stimmen das Postulat «Rechtssicherheit bei Produktion, Handel und Gebrauch von Hanf/Cannabisprodukten» von Ständerat Thomas Minder (SVPFraktion) angenommen. Zudem hat Heinz Siegenthaler, Nationalrat der Mitte-Fraktion, am 25. September 2020 eine parlamentarische Initiative zur Regulierung des Cannabismarkts für einen besseren Jugend- und Konsumentenschutz eingereicht. 40 Parlamentarier haben diese mitunterzeichnet, darunter auch der Walliser FDP-Nationalrat Philippe Nantermod.
Walliser Hanfbauernorganisieren sich
Auch Foro hofft auf eine baldige Cannabis-Regulierung: «Es ist wichtig und dringend, eine klare und kohärente Regulierung zu schaffen, die es den Verbrauchern ermöglicht, Zugang zu qualitativ hochwertigen und lokalen Naturprodukten zu erhalten.»
Um sich politisches Gehör zu verschaffen, haben Foro und andere Akteure im Walliser Hanf-Business beschlossen, sich zusammenzuschliessen und die Walliser Organisation für die Interessenvertretung des Hanfs (WOIH) zu gründen. Foro präsidiert diesen neuen Verein. Er und seine Kollegen wollen sich auch auf kantonaler Ebene Gehör verschaffen: «Mit elf Mitgliedsunternehmen vereint
die WOIH bereits das Gros der Walliser CBD-Akteure und wir wollen noch weiter wachsen. Wir suchen aktiv den Dialog mit den Behörden und hoffen, auf die Unterstützung der Walliser Politiker zählen zu können.»
Das Wallis als Landwirtschaftskanton habe ein riesiges Potenzial für die Produktion von hoch qualitativem und naturnahem Cannabis.
(Quelle: Walliser Bote – Martin Kalbermatten)