Das Schweizer Cannabis-Modell

Das Jahr 2024 stand in der Schweiz im Zeichen der Weiterentwicklung einer umfassenden Cannabisregulierung. Das Bundesamt für Gesundheit und die Subkommission Cannabisregulierung erarbeiten zuhanden der Gesundheitskommission des Nationalrats (SGK-N) einen entsprechenden Gesetzesentwurf. Die Subkommission erlebte dabei mehrere personelle Wechsel, sowohl zu Beginn als auch während des Jahres. Die IG Hanf begrüsste die neuen SUBKO-Mitglieder[1] und betonte die Dringlichkeit einer zügigen Entwicklung des «Schweizer Cannabis-Modells». Die Beratungen in der Subkommission werden gespannt mitverfolgt und konstruktiv mitgestaltet. Die öffentliche Vernehmlassung zum neuen Cannabisgesetz ist im Sommer / Herbst 2025 vorgesehen. 

„Es ist höchste Zeit eine Cannabispolitik zu schaffen, die sowohl den Konsumentenschutz als auch die öffentlichen Interessen wahrt. Die illegalen Strukturen müssen durch klare gesetzliche Regelungen abgelöst werden“,

Elias Galantay, Präsident IG Hanf

Erste Resultate der Schweizer Cannabis-Pilotversuche veröffentlicht

Parallel zu diesen politischen Entwicklungen wurden erste Ergebnisse der laufenden Pilotversuche zur kontrollierten Cannabisabgabe in Städten wie Lausanne, Zürich. Bern, Genf und Basel vorgestellt.[2] Die Schweiz geht bei der Hanf- und Cannabispolitik einen evidenzbasierten Weg und setzt auf wissenschaftlich begleitete Modellversuche, um die Auswirkungen einer regulierten Abgabe besser zu verstehen.

In Lausanne und in Genf begleiten Frank Zobel, Vizedirektor Sucht Schweiz, und Ruth Dreifuss, ehemalige Bundesrätin, diese wegweisenden Initiativen. Sie sorgen dafür, dass Konsumentinnen erstmals Zugang zu geprüftem Cannabis haben – ein Schritt, der sowohl Konsumentensicherheit als auch wissenschaftliche Erkenntnisse fördern soll.[3]

Die bisherigen Resultate sind ermutigend: Sie zeigen, dass die regulierte Abgabe von Cannabis dazu beiträgt, einen Teil der Konsumentinnen vom Schwarzmarkt wegzuführen und ihnen Zugang zu sicheren, kontrollierten Produkten zu bieten. Allerdings bleibt auch deutlich, dass die Pilotprojekte derzeit nur einen kleinen Teil der Bevölkerung abdecken.

Positive mediale Resonanz

In mehreren Beiträgen der SRF News und anderen Medien[4] wurde das Thema Cannabis Pilotversuche intensiv beleuchtet und die positiven Reaktionen der Probanden und Probandinnen der Pilotprojekte hervorgehoben. Diese schätzen den legalen Zugang zu Cannabis insbesondere wegen der gesicherten Qualität der Produkte. Generell gibt es bisher keine Vorfälle, die das Vorgehen in Frage stellen würden. Ganz im Gegenteil, die mediale Präsenz der Pilotversuche fördert die öffentliche Debatte und baut Vorurteile ab. Indem die Cannabis-Abgabe wissenschaftlich begleitet und die Teilnehmer professionell betreut werden, leisten die Pilotversuche einen entscheidenden Beitrag zur gesellschaftlichen Akzeptanz.

«Damit wird weder der Konsum glorifiziert noch ein Suchtmittel verharmlost. Das Problem verlangt nach zeitgemässeren, agileren Antworten. Im besten Fall tragen die Studienergebnisse zur Entkrampfung bei, und wir gehen als Gesellschaft ein Schrittchen auf dem Weg zur überfälligen Cannabis-Legalisierung.»


Cedric Fröhlich, Kommentar zur Berner Cannabis-Studie | Der Bund

Völkerrechtliche Dimension des Schweizer Cannabis-Modells

Mit ihrem Cannabis-Modell zeigt die Schweiz, dass eine Regulierung möglich ist, die im Einklang mit den internationalen Drogenübereinkommen der Vereinten Nationen steht. Diese Konventionen bieten Spielraum für gesundheitsorientierte Ansätze, insbesondere im Bereich der Prävention und Schadensminderung. Die Schweiz hat mit ihrer bewährten Vier-Säulen-Politik (Prävention, Therapie, Schadenminderung und Repression) und ihrem evidenzbasierten Ansatz eine solide Grundlage geschaffen, um ein international wegweisendes Modell der Cannabisregulierung zu entwickeln[5].

Pilotprojekte fortführen, klare Regeln für lizenzierten Cannabisverkauf schaffen

Mit den Erkenntnissen aus den Pilotversuchen und den Bemühungen der Subkommission wird die Schweiz 2025 einen weiteren bedeutenden Schritt in Richtung eines kontrollierten und sicheren Cannabismarkts machen. Neben den Pilotversuchen muss parallel eine Rechtsgrundlage für die lizenzierte Produktion und Abgabe von Cannabis in spezialisierten Fachgeschäften geschaffen werden. Es wäre fatal die Ergebnisse der Versuche abzuwarten und die Probandinnen wieder in den Schwarzmarkt zu übergeben. Daher ist es dringend notwendig, eine dauerhafte Nachfolgelösung auf der Grundlage der Teilergebnisse zu finden und das Schweizer Cannabis-Modell weiterzuentwickeln.

Die Regulierung von Cannabis schafft neue wirtschaftliche Perspektiven und fördert die Schaffung von Arbeitsplätzen und generiert zusätzliche Einnahmen. Ein regulierter Markt leistet zudem einen wichtigen Beitrag zum Jugend und Gesundheitsschutz und reduziert die schädliche Auswirkungen des Cannabiskonsums auf die Gesundheit. Getreu dem Motto – Reguliert. Funktioniert.


[1] IG Hanf begrüsst neue Mitglieder der Subkommission „Cannabisregulierung“ und betont die Dringlichkeit einer raschen Regulierung – IG Hanf Schweiz

[2] Schweizer Cannabis Pilotversuche lassen aufhorchen

[3] SRF News Videos – Cannabis wird kontrolliert und in guter Qualität verkauft – Play SRF

[4] Cannabisstudie Stadt Zürich: Stadt zieht eine positive Bilanz – News – SRF, Schweiz aktuell – La Cannabinothèque: Regulierter Zugang zu Cannabis – Play SRF

[5] (PDF) A treaty obligation to harm reduction? Non-medical Cannabis & International Law: Compliance & Controversies [Poster, Lisbon Addictions]