Dieser Beitrag bietet einen Überblick zum aktuellen Stand der Cannabisregulierung in ausgewählten europäischen Staaten am Ende des Jahres 2024.
Beleuchtet werden Fragen zur Cannabisgesetzgebung, mit Fokus auf Freizeitnutzung und ergänzenden Informationen zur medizinischen und kommerziellen Anwendung. Die verschiedenen Sektoren werden bewertet anhand der verfügbaren Informationen des aktuellen Regulierungsstandes und der zukünftigen Aussichten für die Marktentwicklung. Basis der Analyse bildet der Bericht Cannabis laws in Europe: questions and answers for policymaking der European Union Drug Agency (EUDA). Ergänzende Informationen werden unter info@ighanf.ch entgegengenommen.
Beim Lesen ist zu beachten, dass alle Anstrengungen unternommen wurden, um sicherzustellen, dass der aktuelle Bericht zum Zeitpunkt seiner Erstellung korrekt ist, es sich jedoch um einen sehr dynamischen Bereich handelt und es möglich ist, dass sich die Situation bis zur Veröffentlichung des Dokuments geändert hat.
Nicht-medizinisches Cannabis (THC)
Die Entwicklungen im europäischen Hanfsektor sind von Dynamik geprägt. Im Fokus der THC Regulierung steht das Modell des „Kollektiven Anbaus“, das sich zunehmend als Regulierungsansatz in den europäischen Staaten etabliert (MLT / DE / CZ / PL / ESP). Parallel dazu gewinnen „wissenschaftliche Pilotversuche“ an Bedeutung, insbesondere in den Niederlanden, der Schweiz und in geplanten Projekten in Deutschland.
Nicht-psychotrope Cannabinoide und Nutzhanf
Die verschiedenen Ansätze bei Nutzhanf und nicht psychotropen Cannabinoiden in Europa spiegeln die Spannungen zwischen progressiven und restriktiven Regulierungen wider. Italien droht aufgrund seiner strengen Vorschriften eine Isolation im wachsenden europäischen CBD-Markt. Im Gegensatz dazu zeigen die Entwicklungen in Grossbritannien und Tschechien positive Perspektiven für den Sektor. Zu hoffen geben auch die neusten Signale in Deutschland, die auf die Abschaffung der Rauschklausel hindeuten, welche die Vermarktung von Nutzhanf und CBD an Verbraucher erschwert.
Medizinisches Cannabis
In Deutschland sind medizinischen Sektor Rekorde zu verzeichnen. Tschechien, Dänemark und Spanien planen ihre medizinischen Cannabis-Programme auszubauen. In den Niederlanden soll das Monopol im medizinischen Sektor bis 2026 aufgebrochen werden und weitere Hersteller neben Bedrocan sollen eine Zulassung erhalten. In Luxemburg soll die Verschreibung von Cannabis Blüten eingeschränkt werden und Polen will die Telemedizin für die Verschreibung von Cannabis erschweren.
Erkenntnisse
Insgesamt stellt sich heraus, dass klare Rahmenbedingungen für Cannabis über alle Marksegmente hinweg fehlen und erheblicher Regulierungsbedarf besteht. Der medizinische und nicht-medizinische Cannabismarkt profitieren gegenseitig von positiven politischen Entwicklungen. Sie stehen jedoch in einem Spannungsverhältnis hinsichtlich der Preise und Zielgruppen. Um eine gleichmässige Entwicklung der verschiedenen Sektoren zu gewährleisten, sind klare Abgrenzungskriterien unerlässlich.
Inhalt
1. Schweiz
2. Deutschland
3. Niederlande
4. Tschechien
5. Malta
6. Luxemburg
7. Spanien
8. Polen
9. Frankreich
10. Grossbritannien
11. Italien
1. Schweiz
Nicht-medizinisches Cannabis (THC)
Das Jahr 2024 stand im Zeichen der Weiterentwicklung einer umfassenden Cannabisregulierung. Das Bundesamt für Gesundheit erarbeitet im Auftrag der Gesundheitskommission des Nationalrats (SGK-N) einen entsprechenden Gesetzesentwurf. Die öffentliche Vernehmlassung des neuen Cannabisgesetzes ist für Sommer / Herbst 2025 vorgesehen. Die Arbeiten an dem Entwurf sind fortgeschritten und werden gegen Ende des Jahres 2024 abgeschlossen sein.
Die Schweiz hat mit ihrer bewährten Vier-Säulen-Politik (Prävention, Therapie, Schadenminderung und Repression) und ihrem evidenzbasierten Ansatz eine solide Grundlage geschaffen, um ein international wegweisendes Modell der Cannabisregulierung zu entwickeln. Das «Schweizer Cannabis-Modell» setzt auf wissenschaftlich begleitete Pilotversuche, um die Auswirkungen einer regulierten Abgabe besser zu verstehen und langfristige Regelungen zu entwickeln. Schwerpunkte liegen dabei auf Jugendschutz, Qualitätskontrolle und der Eindämmung des Schwarzmarkts. Über die Pilotversuche wurde medial sehr positiv Berichtet.[1] Zurzeit sind 6 Pilotversuche aktiv und bieten Platz für bis zu 18’595 Probanden und Probandinnen.
Persönlicher und kollektiver Anbau | unbekannt |
Legaler Konsum / Besitz / Entkriminalisierung | teilweise |
Handel mit Vermehrungsmaterial | nein |
Regelung Strassenverkehr | 1,5 µg/L |
Wissenschaftliche Versuche | ja |
Positive politische Entwicklungen | ja |
Entwicklung Industrie | ja |
Meinung zur Regulierung in der Bevölkerung | positiv |
Qualitätsstandard | ja |
Nicht-psychotrope Cannabinoide und Nutzhanf
Im Bereich Nutzhanf mit weniger als 1 % THC ist die Situation nach wie vor angespannt durch Konkurrenz aus Italien und anderen Ländern. Eine Aktualisierung der Vollzugshilfe für CBD und andere nicht-psychotrope Cannabinoide ist am 12. April 2024 veröffentlicht worden. Hervorzuheben ist die angepasste Interpretation des internationalen Rechts bei Kosmetika, die Cannabinoide enthalten. Bei der Herstellung von CBD oder anderen Cannabinoiden für kosmetische Produkte spielt der Pflanzenteil keine Rolle, solange kein Zwischenprodukt während des gesamten Herstellungsprozesses einen THC-Gehalt von über 1,0 % aufweist. Im Oktober 2024 wurde ein neues Tabakgesetz eingeführt, welches auch die Vermarktung von Nutzhanfblüten und weiteren Produkten reguliert, die als Tabakersatzstoffe verkauft werden. Die Produktionsfläche für Nutzhanf, welche als landwirtschaftliche Fläche deklariert ist, hat seit 2020 deutlich abgenommen.
Verkehrsfähigkeit Produkte mit Cannabinoiden (ausser Lebensmittel) | ja |
Industriefreundlichkeit (Förderung / Produktionskosten / Banken / Versicherungen) | teilweise |
Industrialisierung | teilweise |
Nachhaltigkeit | teilweise |
Akzeptanz | ja |
Rechtssicherheit National | teilweise |
Besteuerung Blüten (Tabak / Sondersteuer) | keine |
Medizinisches Cannabis
Für die Verschreibung von medizinischem Cannabis ist in der Schweiz seit 2022 keine Ausnahmebewilligung mehr erforderlich. Zunächst wurden nach der Abschaffung der Einzelfallbewilligung nur wenig medizinische Cannabis-Blüten verordnet. Die Verschreibungen von Cannabis nahmen im Jahr 2024 leicht zu.
Zugang Patient | teilweise |
Preise Patient (Blüten) | 10-15 CHF |
Betäubungsmittel Rezept | ja |
Kostenübernahme | teilweise |
Telemedizin | ja |
Abgabe Blüten | ja |
Konkurrenz durch alternative regulierte Quellen | teilweise |
Marktentwicklung generell | teilweise |
2. Deutschland
Nicht-medizinisches Cannabis (THC)
Der Deutsche Bundestag hatte am Freitag, 23.02.2024, mit einem deutlichen Ergebnis von 407 Ja-Stimmen zu 226 Nein-Stimmen das Cannabisgesetz (CanG) beschlossen. Deutschland reguliert Cannabis im Jahr 2024 als eines der ersten Länder in Europa.
Seit dem 1. April 2024 ist in Deutschland der Besitz von bis zu 50 Gramm Cannabis (ausserhalb der Wohnung 25 Gramm) und der Anbau von bis zu drei Pflanzen für den persönlichen Gebrauch legal. Seit dem 1. Juli 2024 können „Cannabis Clubs“ nach erfolgreicher Registrierung in den jeweiligen Bundesländern mit bis zu 500 Mitgliedern Cannabis anbauen und an ihre Mitglieder abgeben. Der Konsum ist erlaubt (ausser in der Nähe von Schulen, Kindergärten, Spielplätzen und Sportanlagen sowie in Fussgängerzonen zwischen 7 Uhr und 20 Uhr).[3] Was in Deutschland gilt, findest du im Artikel der IG Hanf: Vergleich der Regulierungsmodelle Schweiz / Deutschland – IG Hanf Schweiz
Persönlicher und kollektiver Anbau | ja |
Legaler Konsum / Besitz / Entkriminalisierung | ja |
Handel mit Vermehrungsmaterial | ja |
Regelung Strassenverkehr | 3,5 µg/L (Serum) |
Wissenschaftliche Versuche | nein |
Positive politische Entwicklungen bezogen auf Cannabis | nein |
Entwicklung Industrie | teilweise |
Meinung zur Regulierung in der Bevölkerung | teilweise |
Qualitätsstandard | teilweise |
Nicht-psychotrope Cannabinoide und Nutzhanf
Im neuen Gesetz (CanG) wird der Umgang mit Nutzhanf weiterhin nicht erlaubt. Deutschland hat bisher eine Chance verpasst diesen Missstand zu korrigieren. Cannabisblüten und Produkte mit wenig THC bleiben illegal, weil der Missbrauchsvorbehalt (Rauschklausel) bestehen bleibt. Dies ist aus Schweizer Perspektive unverständlich. Hierzulande ist anerkannt, dass Cannabis mit weniger als 1 % THC-Gehalt keine realistische „Gefahr“ für eine Berauschung bietet.
Die politische Blockade im November 2024 erschwert Reformen in der Hanf- und Cannabisregulierung. Dies führt zu Rechtsunsicherheiten, welche sich für die Hanfindustrie nicht als förderlich erweisen. Auf mehreren Ebenen sind Rückschritte bei der bestehenden Regulierung zu erwarten und geplante Gesetzesentwürfe, wie z.B. die Nutzhanfliberalisierung, stehen auf der Kippe [4]
Verkehrsfähigkeit Produkte mit Cannabinoiden (ausser Lebensmittel) | teilweise |
Industriefreundlichkeit (Förderung / Produktionskosten / Banken / Versicherungen) | teilweise |
Industrialisierung | teilweise |
Nachhaltigkeit | teilweise |
Akzeptanz | teilweise |
Rechtssicherheit National | nein |
Besteuerung Blüten (Tabak / Sondersteuer) | – |
Medizinisches Cannabis
Im medizinischen Sektor sind Rekorde zu verzeichnen, sowohl bei den Verschreibungen, wie auch bei den Importen. Zudem wurde der Genehmigungsvorbehalt der Krankenkassenvergütung für gewisse Ärztegruppen abgeschafft. Es besteht die Vermutung, dass gewisse Unternehmen und Konsumenten die niederschwelligen Hürden für die medizinische Verordnung für ihren Vorteil verwenden.
Grafik: Importe des Jahres 2024, Cannabis zu medizinischen und wissenschaftlichen Zwecken in Kilogramm, BfArM – FAQ Medizinisches Cannabis. Weitere Daten abrufbar in der Kategorie: Medizinalcannabisverkehr – Ein-/Ausfuhr.
Zugang Patient | ja |
Preise Patient (Blüten) | 5-15 Euro |
Betäubungsmittel Rezept | nein |
Kostenübernahme | teilweise |
Telemedizin | ja |
Abgabe Blüten | ja |
Konkurrenz durch alternative regulierte Quellen | nein |
Marktentwicklung generell | ja |
3. Niederlande
Nicht-medizinisches Cannabis (THC)
In den Niederlanden gibt es seit den 1970er Jahren ein System, das den begrenzten Verkauf von Cannabis in Coffeeshops toleriert. Dies bedeutet, dass der Erwerb und Konsum von kleinen Mengen Cannabis in Coffeeshops zwar erlaubt ist, jedoch die Coffeeshops ihre Vorräte weiterhin aus dem illegalen Markt beziehen müssen. Um diese „Backdoor-Problematik“ zu adressieren, hat die niederländische Regierung ein Pilotprojekt für einen geschlossenen Lieferkreislauf ins Leben gerufen, bei dem geprüft wird, ob die regulierte und kontrollierte Belieferung von Coffeeshops möglich ist. Das niederländische Experiment zur kontrollierten Cannabis-Lieferkette testet in zehn Gemeinden eine regulierte Produktion und den Verkauf von Cannabis. Ziel ist es, den illegalen Handel einzudämmen, die Qualität zu sichern und gesundheitliche Risiken zu minimieren. Über vier Jahre werden die Auswirkungen auf Kriminalität, Gesundheit und Markttransparenz untersucht, um eine mögliche landesweite Einführung zu prüfen.[5]
Persönlicher und kollektiver Anbau | nein |
Legaler Konsum / Besitz / Entkriminalisierung | ja |
Handel mit Vermehrungsmaterial | ja |
Regelung Strassenverkehr | 3 µg/L (Mischkonsum 1 µg/L) |
Wissenschaftliche Versuche | ja |
Positive politische Entwicklungen bezogen auf Cannabis | teilweise |
Entwicklung Industrie | teilweise |
Gesellschaftlicher Umgang / Meinung zur Regulierung in der Bevölkerung | teilweise |
Qualitätsstandard | nein |
Nicht-psychotrope Cannabinoide und Nutzhanf
Industriehanf ist in den Niederlanden erlaubt, unterliegt jedoch strengen Auflagen, darunter eine THC-Grenze von maximal 0,2 %, wie sie in vielen EU-Ländern üblich ist. Der Anbau im Gewächshaus oder Indoor ist nicht erlaubt. Angebaut werden dürfen nur bestimmte Sorten. Dies begrenzt die Nutzungsmöglichkeiten im Vergleich zu Ländern wie Tschechien oder der Schweiz, wo der Grenzwert bei 1 % liegt.
Verkehrsfähigkeit Produkte mit Cannabinoiden (ausser Lebensmittel) | teilweise |
Industriefreundlichkeit (Förderung / Produktionskosten / Banken / Versicherungen) | teilweise |
Industrialisierung | ja |
Nachhaltigkeit | teilweise |
Akzeptanz | ja |
Rechtssicherheit National | teilweise |
Besteuerung Blüten (Tabak / Sondersteuer) | – |
Medizinisches Cannabis
Die Niederlande sind zudem Vorreiter in der Regulierung von medizinischem Cannabis. Seit 2003 ist medizinisches Cannabis dort auf Rezept erhältlich, das ausschliesslich von staatlich lizenzierten Produzenten bereitgestellt wird. Diese Struktur sorgt für einen kontrollierten Zugang für Patienten, allerdings bleiben die Preise hoch, was den Zugang erschwert.[6] Cannabis wird von den Krankenversicherungen nicht übernommen. Der medizinische Cannabismarkt wird von der Erwerbsmöglichkeit über Coffeeshops herausgefordert. Bedrocan ist derzeit der einzige lizenzierte Produzent von medizinischem Cannabis in den Niederlanden, wobei das Bureau Medicinal Cannabis (BMC) die gesamte Lieferkette überwacht, einschließlich Produktion, Export und Vertrieb. Die niederländische Regierung plant jedoch, dieses Monopol bis 2026 zu beenden, um den Markt zu öffnen. Damit könnten auch andere Unternehmen am Markt teilnehmen.[7]
Zugang Patient | teilweise |
Preise Patient | hoch |
Betäubungsmittel Rezept | ja |
Kostenübernahme | nein |
Telemedizin | ja |
Abgabe Blüten | ja |
Konkurrenz durch alternative regulierte Quellen | ja |
Marktentwicklung generell | teilweise |
4. Tschechien
Nicht-medizinisches Cannabis (THC)
Aktuell arbeitet die tschechische Regierung an einem Gesetzesentwurf zur Legalisierung des Freizeitkonsums von Cannabis, hat jedoch überraschenderweise die Pläne für einen kommerziellen, regulierten Markt fallen gelassen. Im derzeitigen Entwurf sind lediglich Bestimmungen zur Legalisierung des Eigenanbaus und zur Einrichtung von „Cannabis-Clubs“ vorgesehen, in denen Konsumenten Cannabis konsumieren können. Diese Regelung erlaubt zwar den Konsum und begrenzte Produktion, bietet jedoch keine legale Infrastruktur für den Handel oder eine kontrollierte kommerzielle Verfügbarkeit.[8]
Persönlicher und kollektiver Anbau | ? |
Legaler Konsum / Besitz / Entkriminalisierung | teilweise |
Handel mit Vermehrungsmaterial | ? |
Regelung Strassenverkehr | 2 µg/L |
Wissenschaftliche Versuche | nein |
Positive politische Entwicklungen bezogen auf Cannabis | teilweise |
Entwicklung Industrie | nein |
Gesellschaftlicher Umgang / Meinung zur Regulierung in der Bevölkerung | positiv |
Qualitätsstandard | nein |
Nicht-psychotrope Cannabinoide und Nutzhanf
Der Anbau von Nutzhanf in Tschechien ist legal und wächst aufgrund der Nachfrage nach umweltfreundlichen Materialien und Bioprodukten. Der Markt wird durch Forschung und neue Anbaumethoden unterstützt. Politisch ist Nutzhanf weitgehend unproblematisch und vergleichsweise fortschrittlich geregelt, indem der THC Grenzwert auf 1 % festgesetzt wurde.[9]
Verkehrsfähigkeit Produkte mit Cannabinoiden (ausser Lebensmittel) | ja |
Industriefreundlichkeit (Förderung / Produktionskosten / Banken / Versicherungen) | teilweise |
Industrialisierung | teilweise |
Nachhaltigkeit | teilweise |
Akzeptanz | ja |
Rechtssicherheit National | teilweise |
Besteuerung Blüten (Tabak / Sondersteuer) | ? |
Medizinisches Cannabis
Im Januar 2013 wurde im tschechischen Parlament die Freigabe von Cannabis für medizinische Zwecke beschlossen. Der Markt für medizinisches Cannabis in der Tschechischen Republik wächst stetig. Von 2019 auf 2020 vervierfachte sich die Menge des zu medizinischen Zwecken abgegebenen Cannabis.[10] Im Jahr 2023 wurden etwa 210 kg Cannabis verschrieben, was einen enormen Anstieg im Vergleich zu den Vorjahren darstellt.[11] Es gibt sechs lizenzierte Hersteller, und ein Teil der Produktion wird exportiert, insbesondere nach Deutschland und Polen. Die gesetzliche Krankenversicherung übernimmt 90 % der Kosten für medizinisches Cannabis.[12] Ab 2025 sollen auch Allgemeinmediziner, ohne spezifische Ausbildung, Cannabis verschreiben können.[13]
Zugang Patient | teilweise |
Preise Patient | ? |
Betäubungsmittel Rezept | ja |
Kostenübernahme | ja |
Telemedizin | ja |
Abgabe Blüten | ja |
Konkurrenz durch alternative regulierte Quellen | teilweise |
Marktentwicklung generell | teilweise |
Produktionsmenge / Export / Import |
5. Malta
Nicht-medizinisches Cannabis (THC)
Malta hat als erstes EU-Land den Freizeitkonsum von Cannabis umfassend reguliert. Seit Inkrafttreten des „Responsible Use of Cannabis Act“ im Dezember 2021 dürfen Erwachsene bis zu 7 Gramm Cannabis besitzen und vier Pflanzen für den Eigenbedarf anbauen. Öffentlicher Konsum bleibt verboten und wird mit Geldstrafen bis zu 500 Euro geahndet, insbesondere in Anwesenheit von Minderjährigen. Privat dürfen bis zu 50 Gramm Cannabis gelagert werden, sofern sie außer Sichtweite sind.
Zusätzlich ermöglicht das Gesetz die Gründung gemeinnütziger Cannabis-Clubs („Cannabis Harm Reduction Associations“). Diese Vereine dürfen Mitgliedern maximal 7 Gramm pro Tag und 50 Gramm pro Monat anbieten. Strenge Vorgaben regeln Qualitätskontrollen, Mindestabstände zu Schulen und ein Werbeverbot. Die Kontrolle erfolgt durch die Authority for the Responsible Use of Cannabis (ARUC).[14]
Persönlicher und kollektiver Anbau | ja |
Legaler Konsum / Entkriminalisierung | ja |
Handel mit Vermehrungsmaterial | ? |
Regelung Strassenverkehr | ? |
Wissenschaftliche Versuche | ja |
Positive politische Entwicklungen bezogen auf Cannabis | ja |
Entwicklung Industrie | ja |
Gesellschaftlicher Umgang / Meinung zur Regulierung in der Bevölkerung | positiv |
Qualitätsstandard | ja |
6. Luxemburg
Nicht-medizinisches Cannabis (THC
Nach einem Gesetzesbeschluss vom Juni 2023 dürfen Erwachsene bis zu vier Cannabis-Pflanzen in ihren eigenen Wohnungen oder Gärten anbauen. Diese Pflanzen dürfen jedoch nicht öffentlich sichtbar sein, etwa auf Balkonen oder Fensterbänken. Der Konsum ist nur im privaten Bereich erlaubt. Zudem wird der Besitz von bis zu drei Gramm Cannabis in der Öffentlichkeit mit einer Geldstrafe zwischen 25 und 500 Euro belegt, während höhere Mengen weiterhin strafbar sind.[15]
Persönlicher und kollektiver Anbau | teilweise |
Legaler Konsum / Entkriminalisierung | teilweise |
Handel mit Vermehrungsmaterial | nein |
Regelung Strassenverkehr (Vollblut) | 1 µg/L |
Wissenschaftliche Versuche | nein |
Positive politische Entwicklungen bezogen auf Cannabis | teilweise |
Entwicklung Industrie | nein |
Gesellschaftlicher Umgang / Meinung zur Regulierung in der Bevölkerung | teilweise |
Qualitätsstandard | nein |
Nicht-psychotrope Cannabinoide und Nutzhanf (<1 % THC)
In Luxemburg wird Hanf mit einem THC-Gehalt unter 0,3 %, zunehmend als wichtiger Rohstoff betrachtet, insbesondere in den Bereichen Bau, Textilien, Lifestyle und nachhaltige Produkte. Nutzhanf kann legal angebaut und gehandelt werden, sofern die entsprechenden EU-Richtlinien eingehalten werden.
Verkehrsfähigkeit Produkte mit Cannabinoiden (ausser Lebensmittel) | ja |
Industriefreundlichkeit (Förderung / Produktionskosten / Banken / Versicherungen) | teilweise |
Industrialisierung | teilweise |
Nachhaltigkeit | teilweise |
Akzeptanz | ja |
Rechtssicherheit National | teilweise |
Besteuerung Blüten (Tabak / Sondersteuer) | ja |
Medizinisches Cannabis
Luxemburg plant, medizinisches Cannabis in Blütenform bis 2025 aus dem Gesundheitssystem zu entfernen. Stattdessen sollen standardisierte Cannabisprodukte wie Öle und Kapseln bevorzugt werden, da sie als sicherer und präziser in der Dosierung gelten. Das Gesundheitsministerium strebt an, die medizinische Versorgung zu verbessern und Missbrauch zu reduzieren. Kritiker befürchten jedoch Einschränkungen für Patienten, die bisher auf Blüten angewiesen sind.[16]
Zugang Patient | teilweise |
Preise Patient | ? |
Betäubungsmittel Rezept | ja |
Kostenübernahme | teilweise |
Telemedizin | ? |
Abgabe Blüten | nein |
Konkurrenz durch alternative regulierte Quellen | nein |
Marktentwicklung generell | teilweise |
7. Spanien
In Spanien ist der Freizeitgebrauch von Cannabis zwar nicht legal, aber dekriminalisiert. Der Konsum in privaten Räumen ist erlaubt, während öffentlicher Konsum und sichtbarer Anbau mit Strafen belegt werden können. Cannabis Social Clubs bieten einen legalen Raum für Mitglieder, um Cannabis zu konsumieren, basierend auf einer rechtlichen Grauzone.[17]
Persönlicher und kollektiver Anbau | ja |
Legaler Konsum / Entkriminalisierung | teilweise |
Handel mit Vermehrungsmaterial | ja |
Regelung Strassenverkehr | ? |
Wissenschaftliche Versuche | nein |
Positive politische Entwicklungen bezogen auf Cannabis | teilweise |
Entwicklung Industrie | teilweise |
Gesellschaftlicher Umgang / Meinung zur Regulierung in der Bevölkerung | ja |
Qualitätsstandard | nein |
Das spanische Gesundheitsministerium hat nach langer Verzögerung einen Entwurf zur Legalisierung von medizinischem Cannabis für bestimmte Erkrankungen wie chronische Schmerzen, Multiple Sklerose und Chemotherapie-Übelkeit vorgelegt. Verschreibungen sollen nur durch Fachärzte und über Krankenhausapotheken erfolgen. Einige Patientenvertreter kritisieren die Regelung jedoch als zu restriktiv, da sie befürchten, dass Patienten auf unregulierte Quellen ausweichen könnten. Der Vorschlag wird noch weiter geprüft, bevor er finalisiert wird.[18]
8. Polen
Die polnische Regierung, insbesondere das Gesundheitsministerium, unterstützt eine mögliche Entkriminalisierung von Cannabisbesitz bis zu 25 Gramm sowie den Anbau von bis zu drei Pflanzen für den persönlichen Gebrauch. Ziel dieser Reform ist es, den strafrechtlichen Druck auf Konsumenten zu verringern und die Polizeiarbeit zu entlasten. Rund 73,4 % der polnischen Bevölkerung befürworten gemäss Umfragen diese Änderungen. Allerdings gibt es politische Widerstände, unter anderem vom Präsidenten, die eine Umsetzung erschweren könnten.[19]
Polen beschränkt medizinische Cannabisrezepte per Telemedizin und fordert persönliche Arztbesuche, um Missbrauch einzudämmen. Dies soll die Sicherheit erhöhen, erschwert jedoch den Zugang, besonders für chronisch Kranke und Menschen in abgelegenen Gebieten, was illegale Alternativen fördern könnte. Experten sind uneins: Einige begrüssen strengere Regeln, andere warnen vor Risiken durch eingeschränkte Versorgung.[20]
9. Frankreich
In Frankreich ist medizinisches Cannabis in einem Pilotprogramm erlaubt, das Patienten mit bestimmten Erkrankungen Zugang zu Cannabis-Arzneimitteln gewährt. Freizeit-Cannabis bleibt illegal, der Verkauf von CBD-Produkten, sofern sie einen THC-Gehalt von unter 0,3 % haben, ist unter Vorbehalten erlaubt. Der Markt entwickelt sich unter strenger Regulierung.[21]
10. Grossbritannien
Im Vereinigten Königreich gibt es Überlegungen, den THC-Grenzwert für Nutzhanf von 0,2 % auf 0,3 % zu erhöhen, um die Wettbewerbsfähigkeit der britischen Hanfindustrie zu stärken. Diese Anpassung würde britische Vorschriften an internationale Standards angleichen und den Hanfanbau ohne zusätzliche gesundheitliche Risiken fördern.[22]
11. Italien
Italien nimmt eine besonders strenge Haltung gegenüber CBD und Hanfblüten ein. Seit August 2023 plant die Regierung weitere Einschränkungen, darunter ein generelles Verbot von Hanfblüten und „Cannabis light“, was die italienische Hanfindustrie massiv beeinträchtigen könnte.
Die Europäische Kommission untersucht derzeit Italiens neue Vorschriften gegen den Handel mit CBD und Hanfblüten. Diese Massnahmen, die von der italienischen Regierung unter Premierministerin Giorgia Meloni vorgeschlagen wurden, könnten den Handel mit Hanfblüten stark einschränken und CBD als Betäubungsmittel einstufen. Dies hat zu erheblichen Protesten von Industrievertretern und rechtlichen Anfechtungen geführt, die argumentieren, dass diese Massnahmen gegen EU-Vorschriften zur freien Warenbewegung und zum fairen Wettbewerb verstossen könnten.[23]
Quellen
[1] SRF News Videos – Cannabis wird kontrolliert und in guter Qualität verkauft – Play SRF,
Cannabisstudie Stadt Zürich: Stadt zieht eine positive Bilanz – News – SRF,
Schweiz aktuell – La Cannabinothèque: Regulierter Zugang zu Cannabis – Play SRF
Kiffen: Zürich startet die grösste Cannabis-Studie der Schweiz
[2] Schweizer Cannabis Pilotversuche lassen aufhorchen
[3] Fragen und Antworten zum Cannabisgesetz | BMG
[4] Erst Ampel-, dann Cannabis-Aus?: Die Union sucht nach Verbündeten gegen die Legalisierung
[5] Background information and experiment design | Controlled Cannabis Supply Chain Experiment | Government.nl
[6] Bureau Medicinale Cannabis | Bureau voor Medicinale Cannabis
[7] Niederlande weiten Cannabisproduktion aus und bedrohen Bedrocan
[8] Cannabis cafés and self-growing: Czechia presents draft of new marijuana law – Prague, Czech Republic
[9] Tschechien erhöht Grenzwerte für THC Nutzhanf | THC.guide
[10] Der Konsum von medizinischem Cannabis hat sich in der Tschechischen Republik vervierfacht – Prag, Tschechische Republik
[11] Medical Marijuana Prescriptions In Czech Republic Topped 200 Kilos For The First Time In 2023 – Brno Daily
[12] Cannabisrecht und -gesetzgebung in der Tschechischen Republik – Damalion – Independent consulting firm.
[13] Czech General Practitioners To Start Prescribing Medical Cannabis In 2025
Quellen
[15] Neue Regeln für den Konsum und Anbau von Cannabis – Neuigkeiten – Portail de la Police Grand-Ducale – Luxembourg
[16] Luxembourg to phase out medical cannabis flower on prescription
[17] Is Weed Legal in Spain? 2024 Marijuana Laws | The Cannigma
[18] Spain to legalise cannabis to treat chronic pain and effects of chemotherapy | Sur in English
[19] Poland Ministry Of Health Supports Decriminalizing Possession Of 25 Grams Of Cannabis, Cultivation Of 3 Plants – Volkswagen (OTC:VWAGY) – Benzinga
[20] Medical Cannabis e-Prescriptions in Poland: New Rules
[21] Medical Cannabis & Cannabinoid Regulation 2024 – France | Global Practice Guides | Chambers and Partners
[22] ACMD advice on reform to hemp licensing fee (accessible) – GOV.UK
[23] Italien will aufkeimende „Cannabis Light“-Industrie einschränken – SWI swissinfo.ch